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Die Wissenschaft der Motivation: Wie Coaching den entscheidenden Unterschied macht
Employee Experience & Wohlbefinden

Die Wissenschaft der Motivation: Wie Coaching den entscheidenden Unterschied macht

2025/10/01
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7 min Lesezeit
INHALT

Der Wecker klingelt, der Tag beginnt. Und mit ihm oft eine Flut an Aufgaben, Erwartungen und Zielen – sowohl beruflich als auch privat. Viele Führungskräfte und ihre Teams kennen das Gefühl: Man weiß, was zu tun ist, man hat die nötigen Fähigkeiten, aber der Funke, der wahre Antrieb, der fehlt. Die Lücke zwischen dem Wollen und dem konsequenten Umsetzen ist eine der größten Herausforderungen im modernen Arbeitsalltag.

Wie schaffen wir es, dass die anfängliche Begeisterung für ein neues Projekt oder ein Entwicklungsziel nicht in der Routine oder bei ersten Hindernissen verpufft? Die Antwort liegt in den psychologischen Mechanismen der Motivation und in einer strukturierten Begleitung, die genau dort ansetzt: im Coaching.

Um Motivation nachhaltig zu fördern, müssen wir die Wissenschaft dahinter verstehen. Die Psychologie unterscheidet primär zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation (HR Lab).

  1. Extrinsische Motivation (Der äußere Anreiz): Hier erfolgt die Motivation durch äußere Faktoren, wie Gehaltserhöhungen, Boni, Beförderungen oder die Vermeidung von Sanktionen. Diese Anreize sind kurzfristig wirksam und oft notwendig, führen aber selten zu langfristigem Engagement oder tiefgreifender Verhaltensänderung.
  2. Intrinsische Motivation (Der innere Antrieb): Dies ist der „Motor von innen“. Die Freude an der Tätigkeit selbst, das Gefühl von Sinnhaftigkeit, die Herausforderung und das Wachstum. Intrinsisch motivierte Menschen sind engagierter, kreativer und zeigen höhere Ausdauer, auch bei Rückschlägen.

Ein zentrales Modell, das erklärt, wie intrinsische Motivation gefördert wird, ist die Selbstbestimmungstheorie (Self-Determination Theory, SDT) von Edward L. Deci und Richard M. Ryan (DocCheck Flexikon). Diese Theorie identifiziert drei universelle psychologische Grundbedürfnisse, die für Motivation, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden essenziell sind:

  • Autonomie: Das Bedürfnis, Kontrolle über das eigene Handeln zu haben und Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen.
  • Kompetenz: Das Bedürfnis, sich als wirksam und fähig zu erleben, Herausforderungen zu meistern und stetig besser zu werden.
  • Soziale Eingebundenheit (Relatedness): Das Gefühl, mit anderen verbunden zu sein, dazuzugehören und von wichtigen Personen Wertschätzung zu erfahren.

Coaching als Katalysator für innere Stärke

Bei einem professionellen Coaching-Programm geht es nicht darum, Mitarbeitende mit Belohnungen zu füttern (extrinsisch), sondern die Bedingungen zu schaffen, unter denen sie sich selbst motivieren (intrinsisch) – konsistent und langfristig.

Es transformiert die drei psychologischen Grundbedürfnisse in konkrete Handlungsschritte:

1. Autonomie wird zu Eigenverantwortung

Viele Ziele werden von außen vorgegeben. Die coachende Person unterstützt die Coachees dabei, diese externen Ziele in persönliche, innere Anliegen zu übersetzen. Anstatt zu fragen: „Was erwartet das Unternehmen von Ihnen?“, fragt sie: „Warum ist dieses Ziel für Sie persönlich bedeutsam?“ und „Wie können Sie den Weg dorthin so gestalten, dass er zu Ihren Stärken und Werten passt?“. Diese Reflektion schafft eine mentale Verpflichtung zum Ziel, die weit über bloßen Gehorsam hinausgeht.

2. Kompetenz wird zu klarem Fortschritt

Das Gefühl, fähig zu sein, steigert die Motivation enorm. Coaching verwendet wissenschaftlich fundierte Methoden zur konkreten Zielsetzung, wie das oft genannte SMART-Modell (Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert), ergänzt um eine tiefere Ebene der Attraktivität und Relevanz. Vor allem aber hilft es, große Ziele in kleine, messbare Etappensiege zu zerlegen. Regelmäßige Überprüfungen des Fortschritts mit der coachenden Person (Accountability) sorgen dafür, dass Erfolge sichtbar werden, die Selbstwirksamkeit steigt und der Antrieb erhalten bleibt.

3. Soziale Eingebundenheit wird zu Vertrauen und Klarheit

Im Coaching-Raum treten die Teilnehmenden in eine unvoreingenommene, unterstützende Beziehung zur leitenden Person – einen geschützten Raum für ehrliche Selbstreflexion. Diese Vertrauensbasis stärkt das Gefühl der Akzeptanz und des Dazugehörens. Darüber hinaus hilft Coaching, die Kommunikation im Team zu klären und die Rolle des Einzelnen im großen Ganzen zu definieren, was die soziale Motivation am Arbeitsplatz signifikant steigert.

Case Study: Aus der Stagnation zur Selbstführung

Nehmen wir ein Beispiel: Ein großer Technologiekonzern sah sich mit einem Motivationsabfall seiner mittleren Führungskräfte konfrontiert, und zwar immer dann, wenn sie gerade in diese Position befördert worden sind. Um dem entgegenzuwirken, wurde ein digitales Coachingprogramm für ebendiese Führungsriege eingeführt.

Die Herausforderung: Die Führungskräfte waren technisch versiert, aber kämpften mit der Delegation und dem Vertrauen in ihre Teams (fehlende Autonomie auf der Team-Ebene) und fühlten sich von den strategischen Zielen des Top-Managements entkoppelt (fehlende Sinnhaftigkeit). Als Resultat versanken sie im operativen Geschäft.

Die Intervention: Im Coaching lag der Fokus auf der Neu-Definition der Führungsrolle und der stärkenorientierten Zielsetzung.

  • Die Führungskräfte wurden angeleitet, ihre impliziten Motive (z. B. der Wunsch nach Einfluss und Gestaltung) mit den expliziten Unternehmenszielen abzugleichen.
  • Es wurden Umsetzungsabsichten, oder auch “Wenn-Dann-Pläne”, für konkrete Führungsverhalten entwickelt: z. B. "Wenn ich merke, dass ich eine Aufgabe selbst übernehmen will, dann delegiere ich sie, biete aber proaktiv meine Unterstützung an".
  • Die coachende Person diente als Accountability-Partner, der die Führungskräfte in wöchentlichen Check-ins zur Einhaltung ihrer Pläne befragte und zur Reflektion über die erzielten Mikro-Erfolge anregte.

Das Ergebnis: Nicht nur stieg die Zufriedenheit und Motivation der Coachees signifikant an, sondern auch die Delegationsquote verbesserte sich messbar. Die Führungskräfte berichteten, dass sie sich nicht nur als „Manager“ von Prozessen, sondern als „Enabler“ ihrer Teams sahen – ein tiefgreifender Shift der intrinsischen Motivation, der nachhaltig die Produktivität in ihren Abteilungen steigerte.

Fazit: Motivation ist kein Zustand, sondern ein Prozess

Motivation ist keine einmalige Anschaffung, sondern ein dynamischer, oft fragiler Prozess. Die Wissenschaft zeigt klar: Nachhaltige Leistung entsteht, wenn Menschen aus eigenem Antrieb handeln. Coaching liefert nicht die Motivation von außen, sondern ist der professionelle Begleiter, der Menschen in die Lage versetzt, ihre eigenen intrinsischen Quellen zu entdecken, zu nähren und in konsequente, zielgerichtete Handlungen umzuwandeln.

Für Sie als HR-Entscheider oder Führungskraft bedeutet das: Investitionen in Coaching sind direkte Investitionen in die Autonomie, Kompetenz und Sinnhaftigkeit Ihrer Mitarbeitenden. Sie fördern damit eine Unternehmenskultur, in der Engagement kein erzwungenes Muss, sondern die natürliche Folge erfüllter psychologischer Grundbedürfnisse ist – der stärkste und nachhaltigste Motor für jedes große Ziel.

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