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Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz: Praktische Tipps für Arbeitgeber
Employee Experience & Wohlbefinden

Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz: Praktische Tipps für Arbeitgeber

2025/01/29
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7 min Lesezeit
INHALT

22 Krankentage pro Jahr – ein für viele alarmierender Krankenstand in Deutschland. Die Ursachen reichen von Rückenschmerzen bis hin zu Burnout, doch das Ergebnis ist immer dasselbe: Unternehmen müssen kurzfristig umplanen, Teams geraten unter Druck und hohe Kosten entstehen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Gesundheit der Mitarbeitenden ein entscheidender Erfolgsfaktor. Doch wie lässt sich eine Arbeitsumgebung schaffen, die nicht nur produktiv, sondern auch gesundheitsfördernd ist? Die gute Nachricht: Es braucht nicht immer große Budgets, sondern oft nur die richtigen Impulse. Dieser Artikel zeigt, wie Unternehmen jeder Größe ihre Belegschaft langfristig unterstützen können, inklusive praktischer Gesundheitstipps.

Warum Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz wichtig ist

Im Jahr 2023 waren Beschäftigte in Deutschland durchschnittlich 22 Tage krankgeschrieben – das sind mehr als vier Arbeitswochen (zdf.de). Für Unternehmen bringt das spürbare Herausforderungen mit sich: Wenn Teammitglieder ausfallen, geraten Abläufe ins Stocken, Deadlines wackeln, und Kollegen oder Kolleginnen müssen einspringen. Besonders kleinere und mittelständische Unternehmen können sich lange Krankheitsausfälle kaum leisten. Gleichzeitig steigen die Kosten – sei es durch Produktionsausfälle, Lohnfortzahlungen oder die Suche nach Ersatzkräften. 

Die häufigsten Ursachen für Fehltage sind Erkrankungen der Atemwege, des Muskel-Skelett-Systems und Infektionen. Psychische Erkrankungen sind zwar seltener, führen aber oft zu wesentlich längeren Ausfällen (zdf.de). Ein Burnout oder eine Depression kann einen monatelang außer Gefecht setzen – schlimm genug für den Patienten oder die Patientin, und ebenso herausfordernd für das Team, das sich im Zweifel interimsmäßig eine Ersatzkraft suchen muss.

Laut dem AXA Mental Health Report 2024 gibt jeder dritte Deutsche an, unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen zu leiden – bei den 25-Jährigen sind es sogar 41 % (AXA Mental Health Report 2024). Dass gerade junge Menschen betroffen sind, zeigt: Unternehmen, die aktiv gegensteuern, investieren auch in ihre Zukunft.

Investitionen in die Gesundheit lohnen sich immer, das bestätigt auch das Statistische Bundesamt: Gesunde Mitarbeitende sind produktiver, fehlen seltener und fühlen sich stärker mit ihrem Unternehmen verbunden. Die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist deshalb mehr als nur eine freiwillige Zusatzleistung; sie kann ein strategischer Vorteil sein. (destatis.de)

Die wichtigsten Handlungsfelder

Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz ist ein vielschichtiges Thema, das weit über das Bereitstellen von Obstkörben hinausgeht. Unternehmen sollten verschiedene Bereiche berücksichtigen, um ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen. Das fängt schon bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes an: Eine ergonomische Umgebung kann körperliche Belastungen reduzieren und die Konzentration fördern. 

Langes Sitzen ist bekanntlich einer der größten Risikofaktoren für gesundheitliche Probleme am Arbeitsplatz. Deswegen sollten Unternehmen Möglichkeiten schaffen, regelmäßige Pausen und Impulse für mehr Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Auch die Ernährung beeinflusst das Wohlbefinden. Wer sich gesund ernährt, bleibt leistungsfähiger. Doch im hektischen Arbeitsalltag greifen viele zu schnellen, ungesunden Mahlzeiten. Arbeitgeber können hier gezielt bessere Anreize setzen.

Unkontrollierte Überstunden und ständige Erreichbarkeit sind Gift für das mentale Wohlbefinden. Deshalb ist nicht zuletzt eine ausgewogene Work-Life-Balance entscheidend für die Gesundheit aller Mitarbeitenden. Klare Strukturen für Arbeitszeiten und flexible Modelle helfen dabei, Arbeit und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Wie genau das in der Praxis aussieht, zeigt das nächste Kapitel.

Praktische Gesundheitstipps für Arbeitgeber

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung

Höhenverstellbare Schreibtische, ergonomische Stühle und ausreichend Tageslicht können körperliche Belastungen reduzieren und das Wohlbefinden steigern. Kleine Anpassungen wie die richtige Positionierung des Bildschirms, ergonomische Tastaturen oder Mauspads machen ebenfalls einen Unterschied. Auch die Raumgestaltung zählt: Pflanzen verbessern das Raumklima, während Lärmschutzmaßnahmen – etwa Trennwände oder geräuschdämmende Materialien – für eine angenehmere Arbeitsatmosphäre sorgen.

Bewegung fördern

Bewegung lässt sich leicht in den Arbeitsalltag integrieren. Regelmäßige Bewegungspausen, Meetings im Stehen oder das Bereitstellen von Fahrradstellplätzen fördern die körperliche Fitness. Arbeitgeber können auch Flatrates für Fitnessstudios oder Kooperationen mit Sportanbietern anbieten, um Mitarbeitende zu motivieren, außerhalb der Arbeitszeit aktiv zu bleiben. Firmenläufe, Team-Sportevents oder sogar kleine Challenges wie „10.000 Schritte pro Tag“ können zusätzlich den Teamgeist stärken. 

Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die Leistungsfähigkeit. Unternehmen können mit gesunden Snacks, Wasserspendern oder vielfältigen Essens-Angeboten eine gute Grundlage schaffen. Wie wäre es mit einem gesunden Frühstück für alle einmal im Monat? Gemeinsames Essen oder Initiativen wie Smoothie-Bars oder gesunde Lunch-Angebote sorgen für Abwechslung und fördern das Teamgefühl. Auch kleine Anreize wie subventionierte Mahlzeiten oder Ernährungsworkshops helfen, gesunde Essgewohnheiten zu unterstützen.

Flexibilität und Work-Life-Balance

Gleitzeitmodelle, Homeoffice-Optionen und längere Pausenfenster ermöglichen es Mitarbeitenden, ihre Arbeit besser an persönliche Bedürfnisse anzupassen. Wer morgens erst das Kind in die Kita bringen oder mittags einen Arzttermin wahrnehmen kann, fühlt sich weniger gestresst und bleibt konzentrierter. Auch Remote-Work-Tage entlasten viele Beschäftigte, indem sie Pendelstress reduzieren. Führungskräfte sollten außerdem klare Regeln für die Erreichbarkeit setzen, um zu vermeiden, dass Arbeit in die Freizeit übergreift.

Stressmanagement und mentale Gesundheit

Stress ist eines der größten Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz. Workshops zur Resilienzförderung, geführte Meditationen oder Entspannungstechniken helfen Mitarbeitenden, besser mit Druck umzugehen. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle: Sie sollten regelmäßig den Dialog suchen und frühzeitig erkennen, wenn Mitarbeitende überlastet sind. Zusätzlich können Arbeitgeber bezahlte Therapiestunden als Teil eines Gesundheitsprogramms anbieten oder anonyme Beratungsangebote bereitstellen, um Beschäftigten in schwierigen Phasen Unterstützung zu bieten.

Mitarbeitende einbeziehen

Gesundheitsförderung funktioniert am besten, wenn die Mitarbeitenden aktiv eingebunden werden. Regelmäßige Umfragen oder Feedbackgespräche helfen dabei, die richtigen Maßnahmen auszuwählen und bedarfsgerecht zu gestalten. Gesundheitsbotschafter oder interne Initiativen, bei denen Mitarbeitende Vorschläge einbringen können, schaffen mehr Akzeptanz. Unternehmen können außerdem Anreize setzen, zum Beispiel durch kleine Belohnungen für Teilnahmen an Gesundheitsprogrammen oder Challenges im Team.

Best Practice Beispiel 

Ein Beispiel, das zeigt, wie Gesundheitsförderung erfolgreich umgesetzt werden kann, ist die REWE Group. Mit ihrem Programm „Gemeinsam.Topfit“ hat das Unternehmen eine App geschaffen, auf der alle Beschäftigten an rund 10.000 Standorten Gesundheitsangebote nutzen können. Zusätzlich wurden etwa 9.000 Multiplikatoren, die sogenannten Topfit-Botschafter, ausgebildet, um die Gesundheitsinitiativen in die Teams zu tragen. Dieser Ansatz ermöglicht es, die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten zu berücksichtigen und eine zeitgemäße Form der Gesundheitsförderung zu etablieren. (Topfit)

Umsetzung: Erste Schritte für Unternehmen

Den aktuellen Stand analysieren

Bevor konkrete Maßnahmen entwickelt werden, lohnt sich ein Blick auf die aktuelle Situation. Wie hoch sind die Fehlzeiten? Welche gesundheitlichen Herausforderungen bestehen? Eine Kombination aus anonymen Mitarbeiterbefragungen, Gesundheitsberichten und direkten Gesprächen gibt wertvolle Hinweise darauf, wo der größte Handlungsbedarf liegt.

Einen Gesundheitsplan entwickeln

Auf Basis der Analyse sollten klare Ziele definiert und passende Maßnahmen festgelegt werden. Während einige Unternehmen auf umfassende Gesundheitsprogramme setzen, reichen in anderen Fällen bereits kleinere Veränderungen aus – zum Beispiel mehr Flexibilität im Arbeitsalltag oder der Ausbau ergonomischer Arbeitsplätze. Entscheidend ist, dass die Maßnahmen realistisch umsetzbar sind und in die Unternehmenskultur passen.

Mitarbeitende und Führungskräfte einbeziehen

Gesundheitsförderung funktioniert nur, wenn alle mitziehen. Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie sind nicht nur Vorbilder, sondern können auch gezielt darauf achten, wie es den Mitarbeitenden geht. Gleichzeitig sollten Beschäftigte die Möglichkeit haben, Vorschläge einzubringen und sich aktiv zu beteiligen – sei es durch Gesundheitszirkel oder regelmäßiges Feedback.

Externe Unterstützung nutzen

Nicht alles muss intern gelöst werden. Viele Unternehmen setzen auf externe Gesundheitsangebote, um ihre Maßnahmen zu ergänzen. Plattformen wie CoachHub helfen beispielsweise dabei, Führungskräfte in den Bereichen mentale Gesundheit und Resilienz gezielt zu stärken. Auch Kooperationen mit Fitnessstudios oder Ernährungsberatungen können sinnvoll sein, um den Mitarbeitenden konkrete Angebote bereitzustellen.

Übrigens: Mit der BGF können Arbeitgeber bis zu 600 Euro pro Jahr und Mitarbeiter steuerfrei in Gesundheitsförderung investieren, solange die Maßnahmen von den Krankenkassen anerkannt sind (etwa Fitnesskurse oder Rückenschulungen). 

Langfristig denken

Gesundheitsförderung ist kein einmaliges Projekt, sondern sollte fester Bestandteil der Unternehmenskultur sein. Ein regelmäßiger Austausch, das Überprüfen von Maßnahmen und das Anpassen an neue Bedürfnisse stellen sicher, dass Gesundheitsprogramme auch langfristig einen Mehrwert bieten.

Auch wenn manche Maßnahmen zunächst mit Kosten verbunden sind, zahlt sich Gesundheitsförderung aus: Weniger Krankheitstage, motivierte Mitarbeitende und eine stärkere Bindung ans Unternehmen machen den Unterschied.

Fazit: Es lohnt sich, aktiv zu werden

Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz ist kein „Nice-to-have“, sondern ein Erfolgsfaktor für Unternehmen. Wer sich frühzeitig um die Gesundheit seiner Mitarbeitenden kümmert, reduziert nicht nur Fehlzeiten, sondern schafft auch eine Kultur, in der sich Menschen wohlfühlen und motiviert arbeiten. Der richtige Zeitpunkt, um zu starten? Heute. Schon kleine Maßnahmen können viel bewirken, und jedes Unternehmen hat die Möglichkeit, Gesundheitsförderung so zu gestalten, dass sie zu den eigenen Strukturen passt.

Mit professionellem Coaching verhält es sich ganz ähnlich: Mit maßgeschneiderten Coaching-Programmen für Führungskräfte helfen wir dabei, mentale Gesundheit zu stärken und eine nachhaltige Gesundheitskultur zu etablieren - viel mehr als nur ein „Nice-to-have“. Für weniger als 22 Krankheitstage im Jahr!

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