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(Wie) Wirkt Coaching eigentlich?

CoachHub · 25 October 2021 · 4 min read

Coaching erlebt seit Jahren einen regelrechten Boom: Das Thema ist „in“. Folglich wächst auch der Markt für Coaching-Dienstleistungen kontinuierlich. Wo Geld lockt und andererseits niedrige Markteintrittsbarrieren gegeben sind (die Bezeichnung Coach ist bekanntlich kein geschützter Begriff), kann es schnell „bunt“ werden. Das Angebot an Coaching-Dienstleistungen reicht, wie eine kurze Internetrecherche ergibt, von seriösen, wissenschaftlich gut verankerten Angeboten über gut fundierte praxisorientierte Services bis hin zu dezidiert esoterischen Konzepten und schnöder Geldmacherei im Sinne von Schneeballsystemen.  Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Thema gebietet das kritische Hinschauen und Hinterfragen der eigenen Annahmen. Wenn ein Mensch Coaching-Dienstleistungen anbietet, dann tut er oder sie das vermutlich aus der Überzeugung heraus, anderen Menschen – allgemein gesprochen – etwas Gutes zu tun, Klienten also leistungsfähiger oder auch zufriedener (i.w.S.) zu machen. Persönlich arbeite ich seit mittlerweile 13 Jahren (auch) als Coach — und bin selbstverständlich davon überzeugt, einen greifbaren Nutzen zu stiften.

Zudem: Die vielen positiven Rückmeldungen von Klientinnen und Klienten über die Jahre geben mir Recht, oder?  Eigene Überzeugungen und anekdotische Evidenz (so nennt die Wissenschaft Erfolgsgeschichten) genügen allerdings nicht, um die Wirkung einer Methode zu untermauern. Es braucht eine systematische und methodengeleitete Vorgehensweise. An dieser Stelle steht nun folgende Frage im Raum:

Wirkt Coaching überhaupt – objektiv betrachtet? 

Diese Frage lässt sich – bei aller gebotenen wissenschaftlichen Skepsis – mittlerweile mit „Ja!“ beantworten. Coaching (außerhalb des Sports) hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert als eigenständige Disziplin herausgebildet, zunächst vor allem in den USA. Über die 80er- und 90er-Jahre hat das Thema dann langsam aber sicher auch in Europa und Deutschland etabliert. Allerdings war Coaching in dieser frühen Phase eine dezidiert praxisorientierte Disziplin. Es gab keine wissenschaftlichen Studien und damit auch keine unabhängige Wirksamkeitsevaluation.  Dies wiederum hat sich im Laufe des letzten Jahrzehnts geändert. Mittlerweile liegt eine Handvoll Meta-Analysen vor, die man wie folgt zusammenfassen kann: Coaching ist kein Allheilmittel und sollte auch nicht als ein solches angepriesen werden. Doch es gibt messbare valide Effekte im Denken, Fühlen und Verhalten von Coachees, die über den Placebo-Effekt hinausgehen.  Diese Aussage stützt sich auf verschiedene Meta-Analysen. Dabei handelt es sich um Studien, die bereits existierende Forschungsarbeiten bewerten, aggregieren und dann in Gänze erneut auswerten. Durch diesen Prozess werden die Unwägbarkeiten der einzelnen Studien (Verzerrungen in den Stichproben, methodische Fehler usw.) tendenziell korrigiert. Zudem gelangt man durch die Aggregation zu einer zahlenmäßig größeren Stichprobe. Die Ergebnisse einer Meta-Analyse sind folglich in aller Regel belastbarer als die Ergebnisse der einzelnen Forschungsarbeiten.  Eine erste solche Analyse zur Wirksamkeit von Coaching, die allerdings nur sechs Primärstudien umfasste, wurde 2009 von De Meuse und Lee verfasst. Mittlerweile liegt eine Reihe weiterer Arbeiten vor. Diese Meta-Analysen können mit einem zusätzlichen Jahrzehnt an Primärforschung auf einer deutlich größeren Datenbasis aufbauen (Burt und Talati, 2017Jones et al., 2016Sonesh et al. (2015)Theeboom et al. (2014). Alle diese Studien weisen in die gleiche Richtung: Coaching wirkt. Folglich lässt sich eine weitere Frage anschließen:

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Wie wirkt Coaching?

Hier finden Sie eine Reihe der wünschenswerten Wirkungen von Coaching, vorrangig im Business-Kontext. Coaching zeigt positive Effekte auf…

  • arbeitsbezogene Einstellungen (z.B. Arbeitszufriedenheit);
  • zielbezogene Selbstregulation;
  • problembezogenes Coping;
  • verschiedene Aspekte der individuellen Performance;
  • das übergreifende Wohlbefinden.

Ferner liegt eine Meta-Analyse von Graßmann et al. (2020) vor, die sich anschickt, genauer herauszuarbeiten, was das „aktive Ingredienz“ in Coaching-Prozessen ist. Für Eingeweihte sicherlich wenig überraschend, zeigt die Studie, dass – ähnlich wie in der Psychotherapie – die Beziehungsqualität zwischen Coach und Coachee von herausragender Bedeutung ist (in der Therapie wird das meist therapeutische Allianz genannt). Vor diesem Hintergrund wird noch deutlicher, wie eminent wichtig es ist, dass „die Chemie“ zwischen Coach und Coachee stimmt. Wirkungen und Nebenwirkungen Da, wo es eine Wirkung gibt, gibt es mit schöner Regelmäßigkeit auch Nebenwirkungen. Entsprechende Warnhinweise finden sich, vom Gesetzgeber vorgeschrieben, auf dem Beipackzettel eines jeden Medikaments. In diesem Sinne sind: Wenn Coaching „wirksam“ ist, dann sind naturgemäß auch Nebenwirkungen zu erwarten. Mit diesem Thema hat sich Carsten Schermuly mit seinem Team an der SRH Hochschule in Berlin auseinandergesetzt. Es ist beispielweise denkbar, dass im Laufe eines Coaching-Prozesses ungeplant neue Themen „aufploppen“, die dem Coachee vorher nicht bewusst waren – und für deren Bearbeitung dann nicht mehr ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen. Bisweilen ist auch zu beobachten, dass sich die Einstellung zur Arbeit (oder bestimmten Aspekten davon, z.B. dem Vorgesetzten) verschlechtert, weil entsprechende Reflexionsprozesse angestoßen wurden. Schermuly betont allerdings, dass das Auftreten von derartigen Nebenwirkungen normal und erwartbar ist – und auch nicht zwingend mit einem Misserfolg des Coaching-Prozesses an sich gleichzusetzen ist. Zudem sind die Nebenwirkungen empirisch betrachtet meist nur moderat ausgeprägt und darüber hinaus von temporärer Natur.

Fazit

Einerseits darf geschlussfolgert werden: Auf die Coaching-Forschung wartet in Zukunft noch ein Haufen Arbeit. Es gilt, noch besser herauszuarbeiten, wann, für wen und unter welchen Bedingungen Coaching besonders wirksam ist – und wann es auch nicht das Mittel der Wahl ist, um Menschen zu arbeitsbezogener und persönlicher Entwicklung zu verhelfen. Andererseits: Die Wissenschaft steht beileibe nicht mehr Anfang. Coaching wirkt – und wir verstehen schon recht gut, wie und warum dies der Fall ist. Die Zukunft wird weitere Klarheit bringen.

Über den Autor:

Dr. Nico Rose ist ein führender Experte für Positive Psychologie und war von 2019 – 2022 Professor für Wirtschaftspsychologie an der International School of Management. Zuvor war er Vice President im Stab des HR-Vorstands von Bertelsmann. Er beschäftigt sich im Schwerpunkt mit sinnorientierter Führung und der Gestaltung von Unternehmenskulturen. Rose hat bislang fünf Sachbücher veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für Medien wie die WirtschaftsWoche und den Harvard Business Manager. Sein neuestes Werk trägt den Titel „Management-Coaching und Positive Psychologie: Stärken stärken, sinnvoll wachsen“ und erscheint im Dezember 2021.

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